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Keine Angst vor der Angst

Ich stand im Zug und beobachte die Menschen: Ihre Kleidung, Ihre Gespräche, ihr Tempo. Und dabei stellte ich eines erschreckt fest: Mir schien es, dass ALLE in irgendeiner Form ängstlich waren.

Ich begann darüber nachzudenken und musste einsehen, dass es wohl wirklich so ist. Wir Menschen haben Angst. Wir haben Angst voreinander. Angst abgelehnt zu werden. Angst, nicht zu genügen. Angst nicht dazuzugehören. Aber auch Angst vor der Zukunft. Angst vor Krankheit. Angst vor Arbeitslosigkeit.
Es ist wie eine unsichtbare Wolke, die ständig über uns ist.

 

Vielleicht sagt Jesus darum: «In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» Johannes 16,33b

 

Meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von weit verbreiteten Ängsten.

  1. Die Angst meiner Schwachheit

Die Angst nicht zu genügen.
Die Angst nicht liebenswert zu sein.
Die Angst zu versagen.
Die Angst alleine zu sein.

 

  1. Ängste vor dem Unkontrollierbaren

Angst vor der Zukunft.
Angst vor Krankheit.
Angst vor Existenzproblemen.
Angst vor Krieg, Gewalt und Tot.

 

Wie will Jesus diesen Ängsten begegnen?

  1. Angst vor meiner Schwachheit

Ich glaube, dass diese Art von Angst nur dadurch überwunden wird, wenn wir uns unseren wahren Zustand eingestehen.

Viel zu oft versuchen wir etwas aufrecht zu erhalten, was nicht ist.
Solange wir versuchen etwas zu sein, was wir nicht sind, bleiben wir im Dauerstress der Anpassung, des Vergleichens und des Neides. Wir zimmern und eine Fassade und sind damit beschäftigt sie aufrecht zu erhalten, mit der konstanten Angst entlarvt zu werden.

Gewissen Ängsten darf man nicht ausweichen. Gewissen Ängsten muss man sich stellen, um frei zu werden.
Und wenn ich mich diesen tiefen Ängsten stelle, erkenne ich, dass sie teilweise keine Lüge sind. Sie sprechen an gewissen Punkten die Wahrheit: Ich alleine genüge nicht.

 

Solange ich versuche mit aller Kraft an diesem Zustand etwas zu ändern, werde ich scheitern. Wenn ich bereit werde meinen echten Zustand einzugestehen, werde ich auch frei die Wahrheit zu sehen:

Ohne Gott sind wir nicht vollständig. Wir können es auch nicht, denn wir sind zu Jesus hin geschaffen (Kolosser 1,15). Getrennt von Ihm waren wir nie gedacht und ohne Ihn fehlt uns ganz Wesentliches.

Solange wir also versuchen unser Leben im Alleingang zu meistern, werden wir versagen. Wir können es nicht ohne Gott und wir sollen es auch nicht.

Die Ursünde strebt nach Unabhängigkeit, nach der Trennung von Mensch und Gott. Frei werde ich aber nur dann, wenn wir wieder in die Gemeinschaft mit Gott zurückkehren.
Mit Ihm werden wir immer Genügen. Mit Ihm haben wir den Sieg. Durch Ihn haben wir die Liebe selbst.

 

 

  1. Angst vor dem Unkontrollierbaren

Die andere Form von Angst fürchtet sich, weil sie unbewusst merkt, dass die Welt uns gegenüber feindlich eingestellt ist. Wir versuchen uns zu wappnen, uns vor möglichem Schmerz und Entbehrungen zu schützen.

Ich glaube nicht, dass die Bibel die Botschaft bringt: «Wenn du mit Gott bist, wird dir nichts Schlimmes widerfahren». Viele Geschichten von wahren Männern und Frauen Gottes zeigen, dass der Weg mit Gott nicht zwingend einfach sein muss. Die entlastende Botschaft also ist nicht die Beseitigung von Schwierigkeiten, sondern das Versprechen, dass wir es nicht alleine durchstehen müssen. Gott – der Allerhöchste –  ist immer und überall mit mir (Matthäus 28,20). Hier. Jetzt.

 

Und eines habe ich festgestellt:

Gott kann jeder Angst begegnen

Es lohnt sich, sich mal Gedanken darüber zu machen, wovor du eigentlich genau Angst hast.

Ich habe erkennen müssen, dass ich oftmals Angst vor der Angst habe.

Jahrelang fürchtete ich mich massiv vor Christenverfolgung und wurde fast täglich von entsprechenden Albträume geplagt. Ich habe nach vielen Jahren erkennen müssen, dass ich in Wirklichkeit nicht vor der Verfolgung selbst Angst habe, sondern davor, dass es meine Kraft übersteigt.

Ich habe nicht wirklich Angst vor einer möglichen Krankheit, sondern Angst davor Abschied von meinen Liebsten nehmen zu müssen. Angst davor, dass meine Kinder dabei Schaden nehmen und Gott verlieren.

Ich habe nicht wirklich Angst vor einem Konflikt, sondern Angst davor, nicht liebenswert zu sein.

 

Und auf diese Ängste hat Gott immer eine Antwort!

Zu meiner Angst vor Christenverfolgung sagt Er in 1. Korinther 13b:
«Und Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass die Prüfung über eure Kraft geht. Er wird euch bei allen Versuchungen den Weg zeigen, auf dem ihr sie bestehen könnt.» 

 

Zu meiner Angst für das Heil meiner Kinder schreibt Johannes 10, 27-28:
«Denn meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie; und sie folgen mir, 28und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.»

 

Und zu meiner Angst nicht liebenswert zu sein, entgegnet mir Gott in Jeremia 31,3:
«Ich habe nie aufgehört dich zu lieben». Oder in Johannes 15,16a: «Ihr habt mich nicht erwählt; sondern ich habe euch erwählt»

 

 

Es lohnt sich also, sich selbst die Frage zu stellen:

Wovor habe ich Angst, wirklich?

Zur Antwort findest du, indem du dich immer weiter nach unten «arbeitest».

 

Ich frage mich zum Beispiel: Warum habe ich Angst, mich einer Gruppe anzuschliessen?

Die Antwort ist: «Ich fürchte mich zu stören, nicht willkommen zu sein.»

Ich frage weiter: Was wäre das Problem dabei?

Meine Antwort: «Ich habe Angst peinlich zu sein».

Ich frage weiter: Was wäre daran so schlimm?

Meine Antwort: «Ich fürchte in meinem Wesen irgendwie falsch, nicht liebenswert zu sein».

 

 

Anderes Beispiel:

Ich frage mich: Warum habe ich vor der Prüfung so grosse Angst?

Meine Antwort: «Ich fürchte mich, es nicht zu schaffen.»

Ich frage weiter: «Was wäre so schlimm daran, es nicht zu schaffen?»

Antwort: «Ich habe Angst zu versagen. Ich habe Angst, mich zu blamieren.»

Ich frage weiter: «Was wäre so schlimm daran zu versagen? «

Meine Antwort: «Ich fürchte mich davor, was die anderen von mir denken.»

Ich frage weiter: «Was spielt es für eine Rolle, was die anderen von mir denken?»

Meine Antwort: «Ich habe Angst davor, dass sie zum Schluss kommen, dass ich schlecht bin. Ungenügend. Wertlos.»

 

 

Bin ich erstmal zu meiner Urangst angelangt, kann mir Gott darin begegnen. Auf diese Angst hat Er immer eine Antwort. Und Seine Antwort ist immer geprägt von  Liebe und Annahme.

 

Mag sein, dass ich in meinem Leben Entbehrungen, Schmerzen, Ängste und Trauer begegnen werde. Aber es ist ein enormer Unterschied, ob ich weiss, dass Gott in diesem Moment mit dabei ist.

Die Lüge ist nicht die, dass ich ungenügend bin. Die Lüge ist die, dass ich nicht geliebt und alleine bin.
 Wo ist Gott jetzt?

Ich habe begonnen in schwierigen Momenten Gott zu fragen, wo Er sich gerade befindet und was Er tut. Ich bitte um ein Bild.
Ein Blick in die Unsichtbare Welt, mit Erkenntnis Seiner Gegenwart und Pläne kann eine völlig neue Perspektive eröffnen. Zu erleben und zu spüren, dass Gott jetzt inmitten dieses Durcheinanders mit dabei ist, ändert alles. Ich erlebe dadurch, dass Gott für mich und mit mir ist, im Gegensatz zu dem, was manchmal meine Gefühle über Ihn sagen. Das bekannte Gedicht «Spuren im Sand» drückt dies sehr treffend aus.

Eine spannende Geschichte erzählt auch die Bibel in 2.Könige 6.

Der Prophet Elisa wird von den Soldaten des Königs von Syrien umzingelt. Als dies der Diener Elisa’s feststellt, fürchtet er sich sehr und alarmiert seinen Meister.

Er (Elisa) sprach: Fürchte dich nicht! Denn derer, die bei uns sind, sind mehr, als derer, die bei ihnen sind!  Und Elisa betete und sprach: HERR, öffne ihm doch die Augen, daß er sehe! Da öffnete der HERR dem Knecht die Augen, daß er sah. Und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen rings um Elisa her. (V16-17)

 

Die bitte um offene Augen stelle ich manchmal auch rückblickend auf unverarbeitete Situationen. Zu sehen und hören, wo Gott war, als ich mich verlassen fühlte, heilt viel Schmerz.

 

Ich wünsche dir Mut, dich deinen wahren Ängsten zu stellen und ich segne dich mit offenen Augen, Gottes Gegenwart und Treue zu sehen. Amen.

1 Kommentar

  1. Viviane

    Hallo Janine
    Danke für deinen ermutigenden Beitrag. Das hilft mir gerad über meine Ängste nach zudenken und ihnen auf den Grund zu gehen.
    In den letzten Tagen habe ich auch gemekrt, wie hilfreich es ist, die Ängste bereits am Morgen Jesus zu bringen und an seine Wahrheit zu denken.
    Sei reich gesegnet mit freudiger Erwartung, was der Herr tun wird.
    Liebe Grüsse
    Viviane

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